Geschwisterliebe, Teil 4

[ Mg, oral ]

by Rolf

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Published: 6-May-2013

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This work is Copyrighted to the author. All people and events in this story are entirely fictitious.

Sinje. Kira. Sinje. Kira. Onkel Paul. Kira. Ich. Sinje. Kira. Onkel Paul.

Ich fand die ganze Nacht keinen Schlaf. Müde, reizbar und mit dem unangenehmen Gedanken im Kopf, dass es so nicht auf Dauer weitergehen konnte, schleppte ich mich zur Arbeit.

Eine Frau mit mürrisch herabhängenden Mundwinkeln erwartete mich bereits, in Begleitung ihrer Tochter, die sie für den heutigen Tag bei mir abzuliefern gedachte. Frieda trug eine Jogginghose und ein Bikinioberteil. Sie war dreizehn, mit kräftigen Beinen, einem üppigen Po, einem hübschen, tiefen Bauchnabel, umgeben von Babyspeck. Ihr Busen war eher klein. Ihr sommersprossiges Gesicht machte einen aufgeweckten, fröhlichen Eindruck und war ausgesprochen hübsch. Frieda hatte es nicht verdient, ausgerechnet heute mit mir zu tun zu bekommen. Trotzdem sagte ich nicht ab.

"Was willst du tun, Frieda?" fragte ich, kaum dass ihre Mutter sie mit mir allein gelassen hatte. "Möchtest du ein verstopftes Klo reparieren, hier die Werkstatt aufräumen, oder willst du mir erstmal einen blasen?"

Ihre Augen weiteten sich erstaunt, aber sie wich nicht zurück, blieb cool an das Regal mit den Schrauben und Nägeln gelehnt. "Davon hat Mama aber nix gesagt, dass Sie ein Perverser sind" bemerkte sie.

Ich war ein bisschen erschrocken über meine eigenen Worte. Vielleicht zitterte ich sogar ein wenig. Ich ruderte zurück: "Ach, ich hab das nicht so gemeint. Entschuldige. Ich hab einfach schlecht geschlafen."

Bevor ich mir eine bessere Arbeit für sie ausdenken konnte, lächelte sie mich an und sagte: "Wenn das so ist, sollte ich ihnen vielleicht wirklich einen blasen, damit sie ruhiger werden." Und bevor ich protestieren konnte, drückte sie sich an meine Seite und legte ihre Hand in meinen Schritt. Mein Schwanz war auf jeden Fall zielstrebiger als ich selbst.

Frieda öffnete, vor mir kniend, meine Jeans, zog die Unterhose herunter und rieb ihre Nasenspitze an meinem Penis. "So ist es schon viel besser, stimmt's?" säuselte sie.

Meine Finger kraulten ihren Kopf, als ich sagte: "Du machst das wohl öfter?"

Sie stülpte ihre Lippen über mein Ding, ließ es für einen Augenblick tief in ihrer Kehle verschwinden. Ich hätte vor Erregung an die Decke gehen können. Dann gab sie es wieder frei und grinste zu mir hinauf. "Findest du das schlimm?" wollte sie wissen.

"Nein, überhaupt nicht. Ich bin nur... Ich hab nicht damit gerechnet, dass du..."

"Dass ich was?" Sie begann mich zu lecken. "Los, sag es."

Oh Mann, dieses Mädchen hatte Sekunden gebraucht, bis sie mich völlig im Griff hatte. Ihrer demütigen Stellung zum Trotz war sie es, die hier den Ton angab.

"Sag es" befahl sie.

"Dass du mir einfach so einen bläst. Und dass du so viel Übung darin hast."

Ihre Hand, die bisher zwischen meinen Beinen geruht hatte, streichelte nun meine Hoden, in denen es mächtig brodelte. Wieder stürzte sie mich in den unwiderstehlichen Abgrund ihrer Kehle.

"Du glaubst gar nicht, worin ich sonst noch alles Übung habe."

"Du meinst, du hast einen Freund, und mit dem hast du auch schon geschlafen?"

Ihre Hände waren überall gleichzeitig, ihr warmer, feuchter Mund saugte gierig an mir, als wolle sie mich garkochen. "So würde ich das nicht ausdrücken" widersprach sie. "Ich steh eher auf ältere, und davon möglichst viele."

Sie wichste mich jetzt ein wenig, während sie ihre Haare aus dem Gesicht schob. Dann ließ sie mich wieder in ihre Freudenhöhle eintauchen, sie saugte und lutschte und rieb mich, bis sie mich da hatte, wo sie mich wollte: Ich rückte ihr immer mehr auf die Pelle, dann explodierte ich in ihrem Mund, gab ihr meinen Saft, reichlich davon, und in diesem Moment gehörte ich ihr, ich war ihr Spielzeug, ich unterwarf mich ihrem Willen, worin auch immer er bestand. Und ich fühlte mich gut in dieser hilflosen, passiven Lage. In Gedanken flehte ich, kaum war mein Orgasmus abgeflaut, sie an, mir jetzt den Befehl zu geben, auf dem Boden vor ihr zu kriechen. Ich wünschte mir, sie würde versprechen, mich beim Kriechen auszupeitschen und anzuspucken, dieses Versprechen jedoch erst nach qualvollen Stunden einlösen, in deren Verlauf ich sie anschmachten musste, während sie sich die Fingelnägel lackierte und auf meine Werkbank pisste.

Es hielt nicht an. Ich mobilisierte eine letzte Reserve meiner Willenskraft, wandte der verblüfften Frieda den Rücken zu und rief Harry an. Ich erklärte ihm, es ginge mir nicht gut, und er kam mich ablösen. Ich übergab Frieda seiner Obhut, ging nach Hause, legte mich ins Bett. Ich verstand nicht einmal, warum ich das tat. Ich wusste nur, ich durfte mich nicht einfach so den Freuden hingeben, die das Mädchen mir versprach.

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Die Hauptsaison neigte sich ihrem Ende zu. Weniger Kinder am Strand, weniger nackte Haut, weniger Kinder, die mich begleiteten. Ich schlief wieder ruhig und erholsam, arbeitete fleißig und zuverlässig, und ich redete mir ein, alles sei in Ordnung. Bis mir an einem Septembertag die bildhübsche, zehnjährige Mona beim Zaunstreichen half.

Vom ersten Moment an begehrte ich sie, wollte sie küssen, wollte ihre plumpe Kinderspalte streicheln. Mein Penis sehnte sich nach ihrer Scheide, mein Daumen nach ihrem Po, und ich konnte das alles so sehr kaum erwarten, dass ich ständig nach Luft schnappte, während mein Ständer in der Hose drückte und zwickte.

Das Problem war nur: Mona erweckte in keiner Weise den Eindruck, dass sie an einem solchen Verlauf ihres Tages auch nur das geringste Interesse hatte. Nicht das kleinste Signal ging von ihr aus, dass sie sich ihrer erotischen Ausstrahlung bewusst war, sie suchte weder Nähe noch Körperkontakt, sie sprach nicht von Jungs und nicht von Sex, obwohl sie in einer Tour plapperte, denn es machte ihr großes Vergnügen, mir diese ganzen albernen Kinderwitze zu erzählen, die ich damals schon mit sechs oder sieben langweilig fand.

Mona überstand unbeschadet den Tag, obwohl ich mehrere Male dicht davor war, sie harmlos und scheinbar zufällig zu berühren - nicht so sehr, um ihre Reaktion abzuchecken, sondern weil ich annahm, dass dadurch meine Bedenken und meine letzte Zurückhaltung von einer Welle der Lust beiseite gespült würden, so dass ich endlich meinem Wunsch folgen und über Mona herfallen würde, ohne an die Konsequenzen zu denken.

Abends, als ich völlig erledigt in einen Sessel fiel, wurde mir klar, wie knapp Mona einer Vergewaltigung entkommen war. Und ein Vergewaltiger wollte ich nun wahrhaftig unter keinen Umständen sein. Es wurde Zeit, den Irrungen und Wirrungen in meinem Kopf auf den Grund zu gehen.

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Es gab eine zentralen Punkt in meinem Leben, den ich immer noch nicht verdaut hatte. Den zu verstehen ich mich jetzt bemühte: Sinjes Reise nach Mexiko. Die Entscheidung, ihre Freundin dorthin zu begleiten, fiel Sinje überaus schwer, und der Grund dafür war ich. Sie sagte das nicht nur, um mir zu schmeicheln oder mich zu trösten. Ich sah ihr an, welchen Schmerz es ihr bereitete, mich für volle sechs Monate zurückzulassen. Gleichzeitig entsprach es so sehr ihrer Lebensfreude, ihr Neugier auf das, was die Welt ihr zu bieten hatte, dass sie letzten Endes doch ging. Sie schlug vor, ich sollte mitkommen. Ich hatte gerade meine Ausbildung begonnen, ich wollte sie nicht hinschmeißen, nur um als Sinjes Anhängsel in ein Land zu reisen, das mich, anders als sie, überhaupt nicht reizte. Ich war nicht der Typ dafür. Für Mexiko, meine ich. Sinjes Anhängsel zu sein war die Aufgabe, für die ich geschaffen war. Doch das war mir damals noch nicht bewusst. Ich tat das Vernünftige, redete ihr diese Idee sofort aus und blieb zu Hause.

Am Flughafen heulten wir um die Wette. Es war, als wollte Sinje mich durch die ganzen Kontrollen in den Flieger zerren als ihr Handgepäck, so fest und entschlossen klammerte sie sich an mich. Ihre Freundin musste uns schließlich trennen, sonst hätten sie den Abflug verpasst. Ein tränenreicher, dramatischer Abschied - als wäre es ein Abschied für immer.

Unsere Eltern waren merkwürdig kühl. Sie zeigten keinerlei Emotionen, als ihre Tochter für sechs Monate verschwand und ihr Sohn unter dieser Trennung litt wie ein Trauernder. Wir redeten kaum miteinander nach Sinjes Abreise. Papa ging in seine Kneipe, Mama hielt die Stellung im Wohnzimmer. Im Nachhinein fiel mir auf, dass der Alkoholkonsum deutlich zurückging. Meine Freundin war genervt, konnte mein Leiden nicht verstehen, wie sollte sie auch? Sie wusste nicht, was Sinje und mich verband, was Sinje mir bedeutete. Ich schickte sie zum Teufel.

Aus Mexiko hörten wir kaum etwas. Eine nichtssagende Ansichtskarte vom Popocatepetl nach drei Wochen, und dann ein Brief kurz vor ihrer Rückkehr. "Ich habe eine Überraschung für Euch" war der wesentliche Inhalt.

Bevor wir zum Flughafen aufbrachen, hatten wir fürchterlichen Streit. Meine Eltern hatten, jeder für sich, beschlossen, dass sie es für unnötig hielten, Sinje abzuholen. Ich brüllte und tobte und schrie sie an, wie sie nur so gemein sein konnten. Sie zuckten die Schultern und stiegen in den Wagen.

Mein Herz schlug so aufgeregt wie bei unserem Ersten Mal, als ihr Flug als gelandet gemeldet wurde. Ich konnte es nicht länger erwarten, sie endlich wiederzusehen, sie in meinen Armen zu spüren und zu küssen. Aber deutlicher als das war die Angst. Sie würde sich verändert haben, vielleicht war es überhaupt nicht mehr so wie in meiner Erinnerung. Und dann kam sie durch die breite Schiebetür, und dieser kleine, dicke, dunkelhäutige Mann mit den listigen Augen und dem gewinnenden Lächeln hielt ihre Hand und trug ihr Gepäck und ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.

"Das ist Pablo, mein Mann" sagte sie, noch bevor wir uns überhaupt begrüßt hatten. So schüttelten wir ihm eifrig die Hand und waren nett zu ihm, ohne begriffen zu haben, was Sinje uns da für eine Geschichte auftischte. Kaum waren drei Sekunden in schweigender Verlegenheit vergangen, schon erklärte sie nüchtern und ultimativ: "Wir bleiben nur eine Woche, dann gehen wir zurück. Ich bin schwanger."

Nach diesen Worten blickte sie in die Runde. Ich weiß nicht, begriffen meine Eltern gar nichts, waren sie verhärmt und enttäuscht und zeigten deshalb keine Reaktion, oder atmeten sie erleichtert auf? Ich rannte davon. Ich glaubte, meine Tränen verbergen zu müssen, meinen bevorstehenden Kollaps. Sinje gelang es nicht, mich einzuholen. Ich ging zu Fuß nach Hause, allein. Als ich ins Esszimmer kam, wo alle um den runden Tisch herumsaßen, sahen sie mich kurz entgeistert an, dann blickten sie in andere Richtungen. Ich ging zu Bett und wartete auf das Ende des Albtraums.

Sinje und Pablo blieben keine Woche. Sie buchten ihren Flug um, nach drei Tagen verließen sie uns. Sie hinterließ nicht einmal ihre Adresse. Am nächsten Tag suchte ich mir eine Wohnung. Ich hielt es nicht länger aus an dem Ort, wo ich mit Sinje aufgewachsen war. Ich setzte nie wieder einen Fuß in dieses Haus, nachdem ich meine Sachen geholt hatte. Auch ich hinterließ keine Adresse, meinen Eltern schien es gleichgültig wie überhaupt alles, sie fragten nicht einmal danach. Monate später erfuhr ich, dass sie sich getrennt hatten, dass meine Mutter bei einem Skiurlaub in der Schweiz ums Leben gekommen war, mein Vater bei einem Busunglück in Norwegen. Ich war allein. Und begann mich zu fragen, was schiefgegangen war, warum unsere Familie geplatzt war wie eine Seifenblase. Ich fand keine Antworten, denn da war niemand, den ich fragen konnte. Also machte ich mich an die mühsame, letzten Endes sinnlose Aufgabe, Sinje zu vergessen.

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Jetzt zeichnete sich endlich die eigentliche, wirkliche Aufgabe ab: Sinje zu finden. In Erfahrung zu bringen, warum sie mich verlassen hatte. Endlich dämmerte mir, dass unsere Eltern damit etwas zu tun haben könnten.

Es gelang mir, Sinjes Freundin ausfindig zu machen, die sie damals nach Mexiko begleitet hatte. Als einziges erfuhr ich von ihr, dass Sinje und Pablo ein Hotel in einem kleinen Ort am Pazifik eröffnet hatten, bevor der Kontakt abbrach. Das Gespräch mit ihr brachte mehr Fragen als Antworten, aber das Internet verhalf mir immerhin zu einer Adresse, die mit hoher Wahrscheinlichkeit die richtige war. Am nächsten Tag kam ein Brief von Kira.

"Du bist traurig, hab ich Recht?" schrieb sie.

"Wegen Deiner Schwester, stimmt's? Geh sie suchen! Du musst sie finden, wo auch immer sie steckt, und Antworten auf Deine Fragen finden. Und dann kommst Du zurück zu mir und erzählst mir alles, und vielleicht machst Du mir danach ein Kind, das würde mir gefallen. Macht nichts, wenn es länger dauert, ich werde auf Dich warten. In Liebe, Deine Kira."

Wie kam das bloß, dass Kira meine Gedanken lesen konnte? Ich nahm sie beim Wort. Die Urlaubssaison ging zu Ende. Ich nahm mir drei Wochen frei, das ging gerade so, bevor in den Herbstferien neue Gäste erwartet wurden. Buchte einen Flug nach Mexiko. Es war eine schier endlose Reise, fünfzehn Stunden im Flugzeug, fünfzehn Stunden im Bus. Das Hotel war leicht zu finden. Es war ein typisch mexikanisches Gebäude, weiß getüncht mit rotem Blechdach, und stand an einer Steilküste, unter der die Pazifikwellen auf den Strand rollten. Ein kleines Mädchen spielte im Garten. Ich war unendlich müde und ausgelaugt, als ich mich der gläsernen Eingangstür näherte. Vielleicht half es, dass ich zu erschöpft zum Nachdenken war. Andernfalls wäre ich womöglich einem Kreislaufkollaps nahe gewesen oder hätte mich gar nicht getraut, hineinzugehen. In meinem Zustand erhoffte ich mir dort zumindest ein halbwegs bequemes Bett.

Es war schwer, mich an der Rezeption verständlich zu machen. Während ich noch dreisprachig den unklugen Versuch unternahm, gleichzeitig nach meiner Schwester und nach einem freien Zimmer zu fragen, betrat Sinje den Korridor. Als ich sie wahrnahm, stand ihr ungläubig der Mund offen. Ihr Augen leuchteten, dann füllten sie sich mit Tränen. Tränen der Freude, Tränen des schmerzlichen Verlustes, was auch immer. Wir fielen uns in die Arme. Ich weiß nicht, wie lange wir da standen im Halbdunkel des Hoteleingangs, eng umschlungen und ratlos.

"Willkommen" flüsterte sie nach einer Ewigkeit. "Kommst du direkt aus Deutschland? Du musst müde sein." Ich nickte dankbar. Sie gab mir ein Zimmer, dort ließ sie mich allein.

Die atemberaubende Aussicht auf den Ozean konnte ich erst genießen, als ich ein paar Stunden geschlafen hatte. Es war inzwischen später Nachmittag, mein Zeitgefühl ein Desaster, aber ich genoss die tropische Wärme auf dem Balkon, auf das rote Geländer gelehnt. Es klopfte an der Zimmertür, dann stand Sinje neben mir, in Begleitung des kleinen Mädchens, das ich vor dem Hotel gesehen hatte.

"Ich wollte dir deine Nichte vorstellen" sagte sie sanft, "das ist Mara. Und das ist dein Onkel Rolf."

Mara war acht. Ihre Gesichtszüge, sofort fiel es mir auf, glichen denen ihrer Mutter. Ihre Haut war erheblich dunkler, ihre Haare schwarz, ihre Augen braun, aber davon abgesehen sah sie aus wie Sinje mit acht. Sie betrachtete mich aus dem Augenwinkel und lächelte verschmitzt, als wäre sie schüchtern, aber nicht ganz abgeneigt. Ich schloss sie gleich in mein Herz, doch ich ließ ihr Zeit, zwinkerte ihr zu, aber bedrängte sie nicht.

Als Sinje sich neben mich ans Geländer lehnte, spürte ich ihre Wärme, ihr Geruch stieg mir in die Nase, vorher war ich zu erschöpft gewesen, um diese vertrauten, so lange schmerzlich vermissten Dinge wahrzunehmen. Sie nahm meine Hand. Sofort begann ich zu weinen. Sie sah mich an, sanft und verständnisvoll.

Als ich mich halbwegs beruhigt hatte, fragte ich: "Sinje...was ist passiert?"

Ich erfuhr es spät an diesem Abend, nach einem köstlichen Abendessen mit Sinje, Mara und Pablo. Ihm war anzumerken, dass ihm ein verstörter Gast aus Sinjes verstörender Vergangenheit nicht ganz in den Kram passte, dennoch war er herzlich und freute sich über den Appetit, mit dem ich mich über die Köstlichkeiten der mexikanischen Küche hermachte. Während Sinje die Kleine zu Bett brachte, unterhielten wir uns, so gut es ging - ich sprach kein Spanisch, er kaum Deutsch, unser beider Englisch harmonierte nur mäßig. Ich war erleichtert, als er sich zurückzog und Sinje wiederkam. Sie schlug einen Spaziergang zum Strand vor.

Wir setzten uns auf einen Felsen. Gedanken schossen mir durch den Kopf. Für einen Moment war ich sicher, dass wir jeden Moment miteinander schlafen würden, wild und gierig, als müssten wir die verlorene Zeit in einem einzigen, gigantischen Fick aufholen. Dann sah ich mit ernüchternder Klarheit, dass sie nicht mehr die Sinje von früher war, ihre Hüften waren breiter, ihre Titten hängender, ihre Haut ein wenig verbraucht. Wir würden nicht einfach so an früher anknüpfen, soviel war sicher. Doch dann war da immer wieder diese Frage: Was war passiert? Bedächtig und leise, immer wieder meine Tränen wegwischend, ihre eigenen unterdrückend, begann sie mit erstickter Stimme zu reden.

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"In den letzten Wochen vor der Reise...damals... Es fiel mir so schwer, dich zu verlassen. Ich hatte solche Angst, dass es danach nicht mehr sein würde wie vorher. Und gleichzeitig wollte ich unbedingt etwas sehen von der Welt. Das hast du ja auch gesagt."

Ich wagte kaum zu atmen in der Stille ihrer Pause. Nicht einmal das Rauschen der Wellen war zu hören. "Ich war verwirrt, bis ich nicht mehr wusste, wo oben und unten ist. Sex war das einzige, womit ich mich ablenken konnte. Dann ging ich auf diese Party. Dieser Typ, Ruud, ich weiß nicht, ob du den kennst, der große Bruder von einem aus meinem Jahrgang, mit dem war ich ein paar Mal im Bett. Er fragte, ob ich mitkomme. Alle trugen Masken. Ansonsten waren wir nackt. Jeder schlief mit jedem. Da waren auch ältere Leute, da war wirklich alles von achtzehn bis achtzig."

Sinjes Füße schrieben unleserliche Zeichen in den Sand. Ihr Körper vibrierte wie unter einer enormen Anspannung, derer sie sich verzweifelt zu entledigen suchte.

"Papa war auch da. Ich hab mit ihm geschlafen."

Es fröstelte mich bei fünfundzwanzig Grad. "Wusstest du, dass er es ist?"

Sie nickte. "Klar. Und er wusste, dass ich es bin. Er sagte, er hat es gerochen. Er sagte, er war vom ersten Moment an scharf auf meine Titten, und als er mich mit einem seiner Stammtischfreunde sah, wollte er mich auch haben."

"Aber..." stammelte ich.

"Es war nicht das letzte Mal, dass ich mit Papa gefickt habe. Aber das ist noch nicht alles. Mamas Chef... Also ihr Lover..."

Ich schlug mir die Hände vors Gesicht. "Oh nein" sagte ich. "Du hast dich von diesem Schwein..."

"Ich hab ihn nur ein einziges Mal getroffen. Er war voll nett. Und eine Wucht, was das Ficken anging, er hatte es wirklich drauf. Hinterher konnte ich kaum laufen, so sehr hat er mich durchgefickt. Aber ich fühlte mich so gut damit, ich hätte laut jubeln können."

Wieder eine Pause.

"Danach ging alles ziemlich schnell. Ich merkte, dass ich dir das nicht erzählen konnte - das mit Papa und das mit Mamas Lover. Da fühlte es sich plötzlich falsch an. Dann hat Mama was gemerkt. Sie hat mich zur Rede gestellt. Papa kam nach Hause. Das war krass: Die ganzen Jahre hatte er sich eingeredet, dass nichts läuft mit Mama und ihrem Chef. Jetzt hörte er plötzlich, wie sie mir eine Eifersuchtsszene machte, weil ich auch was mit diesem Typen hatte. Papa ist das irgendwie rausgerutscht, dass er seit neuestem mit mir ins Bett geht, und irgendwie waren sie dann sauer auf mich anstatt aufeinander, sind voll auf mich losgegangen. Ich musste mich verteidigen. Ich wollte dich da nicht reinziehen, bitte, das musst du mir glauben."

"Du hast ihnen erzählt...?"

"Dass wir seit Jahren ein Paar sind, sozusagen. Ja, das hab ich ihnen erzählt, und es hat geholfen, denn sie haben ein paar Minuten Ruhe gegeben. Sie meinten bloß, dass es gut sei, dass ich von hier verschwinde. Und plötzlich taten sie mir unendlich leid. Sie rackerten sich ab, uns Kinder großzuziehen, und alles, was ich tat, war, auf ihren Gefühlen rumzutrampeln. Auf einmal wusste ich, dass sie recht hatten."

"Dass es gut wäre zu verschwinden?"

"Genau. In Mexiko war es nicht schwer, mich zu verlieben. So viele Traumtypen, die mir zu Füßen lagen. Und ich wusste, Mama und Papa wollten mich sowieso nicht zurück."

"Und was war mit mir?"

Sie brach in Tränen aus. Schluchzte entsetzlich. Ich schlang meinen Arm um sie, versuchte sie zu trösten, obwohl mir selbst hundeelend zumute war. Meine Finger berührten unabsichtlich ihre Brust, fühlten die weiche Rundung. Ich zog sie an mich.

"Du...." vollendete sie ihren Bericht, "ich war mir so sicher, dass ich auch dir nichts als Kummer machen würde. Dass ich aus deinem Leben verschwinden musste, so spurlos wie möglich, damit du mich vergessen würdest. Dass ich überhaupt nochmal zurückgekommen bin, war Pablos Idee. Er wollte unbedingt meine Familie kennenlernen. Ich konnte ihm ja nicht erzählen, was vorgefallen war, er weiß bis heute nichts davon, und bitte, er darf es auch nie erfahren, klar?"

Sie schwieg, bis sie sich beruhigt hatte. "Du hast mich nicht vergessen" stellte sie fest.

"Ich hatte dich tatsächlich verdrängt" antwortete ich. Und dann erzählte ich meine Geschichte, ich erzählte von Jenny und Kira und Frieda und Mona und dass ich ihretwegen Sinje hatte wiederfinden müssen. Dann zogen wir uns aus. Wir liebten uns am Strand, während Pablo oberhalb davon einsam in seinem Bett lag und auf seine Frau wartete. Wir wälzten uns im Sand wie damals in den Dünen, wir waren noch einmal Kinder, die etwas extrem verbotenes tun, weil sie einfach nicht anders können, aus Liebe, aus Verbundenheit, die kein Außenstehender verstand, nicht einmal unsere Eltern.

"Wie geht's Mama und Papa?" fragte Sinje, als wir Hand in Hand die Stufen über die Klippen erklommen. Da war es dann klar: Es war nicht mehr wie früher, als unsere Eltern uns für brave, unschuldige Kinder hielten. Sie waren seit Jahren tot, auch wenn Sinje das erst jetzt erfuhr, und unsere Liebe war es auch.

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Unser Wiedersehen entpuppte sich also als Abschied. Sinjes Geschichte war entsetzlich, gab mir viel Anlass zum Grübeln. Pablo beäugte mich kritisch, eifersüchtig, misstrauisch. Ich war beeindruckt, wie Sinje den Laden schmiss. Sie hatte den Hotelbetrieb fest im Griff, suchte ständig den persönlich Kontakt zu den Gästen, kümmerte sich geduldig und liebevoll im Mara, und bei all dem hatte ich nie den Eindruck, sie sei überlastet. Und dennoch gab sie mir, kaum hatte sie das eine aufgelöst, neue Rätsel auf. Eines Nachts ging ich in den Teil des Gebäudes, wo Sinjes und Pablos private Räumlichkeiten lagen. Ich glaubte, dort am Nachmittag mein Notizbuch vergessen zu haben, in dem ich unbedingt die Eindrücke des Tages festhalten wollte. Ich fand weder das Notizbuch, das in Wahrheit neben meinem Bett lag, noch traf ich meine Schwester, was ich insgeheim gehofft hatte. Statt dessen hörte ich ihre Schreie durch die Schlafzimmertür. Es war unverkennbar ihre Stimme, die dort schrie, und es ging mir durch Mark und Bein, so entsetzlich war dieses Geschrei. Es klang nicht nach Lust und Erregung, nicht einmal nach simplem Schmerz. Es hörte sich an, als würde sie mit den perfidesten Mitteln gefoltert.

Ich wollte, ich musste wissen, was da los war, ohne dass ich mich jedoch getraut hätte, einfach ins Zimmer zu spazieren und nachzusehen. Entsetzt kauerte ich mich in eine dunkle Ecke und wartete, dass die Schreie aufhörten, unfähig, etwas anderes zu tun. Männerstimmen mischten sich unter Sinjes Schreie, mehrere, viele. Ich hörte Beschimpfungen, ich hörte Stöhnen, es ging offensichtlich doch um Sex, und auch wenn das ganze auf Spanisch ablief, bildete ich mir doch ein, dass Sinje diese Männer immer wieder herausforderte, ermutigte, sie weiter zu peinigen.

Nachdem dieser Albtraum eine Stunde, vielleicht auch zwei oder länger, gedauert hatte, wurde es ruhiger im Zimmer. Es waren nur noch gedämpfte Stimmen zu hören. Dann öffnete sich die Tür. In angeregter Unterhaltung verließen zwei Männer den Raum, ein großer schlanker, und ein kleiner dicker. Nach kurzer Zeit folgte ihnen ein gewaltiger Muskelprotz, und dann noch ein älterer Herr in Begleitung dreier Jünglinge, die höchstens fünfzehn sein konnten. Ich schlug mir die Hände vor den Kopf, um diese Prozession des Grauens nicht länger ansehen zu müssen. Zweimal noch hörte ich die Tür quietschen, dann schien es, als wären nur noch Pablo und Sinje in dieser Folterkammer von Schlafzimmer zurückgeblieben.

Am nächsten Tag sah Sinje munter und fiel aus wie eh und je, wenngleich ein bisschen unausgeschlafen, kein Wunder, es war spät geworden. Ich wagte nicht, sie auf die vergangene Nacht anzusprechen. Also nahm ich dieses neuerliche Rätsel mit nach Hause.

Trotz allem genoss ich meine Tage in Mexiko. Ich hatte mit Sinje geschlafen, wohl zum letzten Mal, aber immerhin. Ich hatte die Antwort erhalten, die ich so dringend gebraucht hatte. Und ich verbrachte viel Zeit mit der kleinen Mara, die mich mit ihren aufgeweckten, neugierigen Augen anhimmelte. Sie war absolut bezaubernd in ihrer schüchternen, und dennoch aufgeschlossenen Art, mit ihrer braunen Haut und ihrem entzückenden Sinje-Gesicht. Wenn es auf der Welt ein Versprechen auf eine bessere Zukunft gab, dann trug Mara es in sich.

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