Nach all der Aufregung um Kira aß ich mal wieder mit Artur zu Mittag. Ihm fielen fast die Augen aus dem Kopf, als ich ihm erzählte, was in den vergangenen Wochen gelaufen war. Er sah nicht gut aus in letzter Zeit, blutunterlaufene Augen, ungekämmtes Haar, Sorgenfalten auf der Stirn. Ich kannte ihn gut genug, um nicht lange zu fragen, und bei dem Stichwort "Hannes kommt auch zu Kiras Geburtstag" legte er los.
"Ich muss dir auch was sagen" verkündete er trocken.
"Was ist los?"
"Carola ist schwanger. Von Hannes."
Da hätte ich noch beinahe losgeprustet. Aber das war erst der Anfang.
"Lynn ist auch schwanger. Von mir. Glaube ich jedenfalls."
"Ach du scheiße" entfuhr es mir. Ich war immer davon ausgegangen, dass die ganzen Mädchen, soweit sie überhaupt schon zeugungsfähig waren (ähem, sooooo stand es um uns) selbstverständlich irgendwoher die Pille bekamen und sie regelmäßig nahmen. Sicher wusste ich das nur von Lena. Jetzt erst fiel mir auf, dass ich keine Ahnung hatte, was Lynns Eltern überhaupt wussten und wie sie dazu standen. Ich hatte nie daran gedacht, wie das überhaupt ging: Lynn und Hannes waren dreizehn oder vierzehn, und sie wohnten bei Carola und Artur wie deren Kinder, aber dabei hatten sie doch eigene Eltern. "Moment mal" sagte ich und bat Artur um eine Erklärung.
"Ach, das ist ganz einfach. Ich hab einen alten Freund hier beim Jugendamt, wir kennen uns seit dem Kindergarten. Tatsächlich schuldete er mir seit dem Abitur einen Gefallen, da hab ich nämlich auf dem Klo seine Fehler korrigiert, anders hätte der niemals bestanden. Naja, den hab ich also angerufen, und er hat Carola und mich als Pflegeeltern für solche schwer Erziehbaren zertifiziert. Lynn und Hannes mussten nichts weiter tun als reichlich Stress zuhause veranstalten und dann zum Jugendamt gehen und sagen, sie hielten das nicht mehr aus und wollten eine Pflegefamilie. Mein Freund hat sie dann an uns vermittelt. Das ist alles wasserdicht, da kann keiner dran rütteln, die Eltern zahlen uns sogar einen Haufen Geld dafür, das sparen wir für später, wenn sie erwachsen sind und das vielleicht mal brauchen. Was die Pille betrifft, da müsste ich mal im Kleingedruckten lesen, wer darüber entscheiden darf, das haben die bei der Schulung erzählt, aber ich habs vergessen. Naja, ich meine, ich habs vergessen. Nicht nur die Schulung, auch die Verhütung. Und Carola hat einmal ihre Pille nicht ge..."
"Moment mal" unterbrach ich ihn aufgeregt, "was heißt das, 'ich habs vergessen'? Bei Lenas Geburtstag hätten wir alle mit Lynn schlafen können, und zwei oder drei haben auch, und jetzt sagst du mir, du hast es vergessen? Geht's noch?"
Sofort tat es mir leid, er hatte zweifellos schon Ärger genug, und schließlich unterschrieb er Lenas Rezepte vom Frauenarzt. "Sorry, war nicht so gemeint" beschwichtigte ich. "Und was kommt jetzt? Mal an Abtreibung gedacht?"
"Das ist ja das Problem. Carola ist ganz hin und weg von der Idee, ein Kind mit Hannes zu haben. Ist ja auch nicht so schlimm, offiziell bin ich ja dann der Vater und niemand schöpft verdacht. Aber Lynns Schwangerschaft, während wir die Pflegeeltern sind, das gibt auf jeden Fall Probleme."
"Aber davon abgesehen, ich meine, wenn ihr beide frei entscheiden könntet, was dann?"
"Dann halte ich die Fresse, und Lynn kriegt ein Kind. Mit vierzehn. Womöglich sieht es nachher aus wie Pitt, oder wie...wie heißt der Typ, Beas Vater?"
"Hans. Hört sich scheiße an" gab ich zu und war froh, schnell zu einer Besprechung zu müssen. Ich war so glücklich mit meiner wahnsinnig tollen Super-Lena, aber um uns herum ging allerhand den Bach runter, das ließ mich nicht kalt. Ich war in einem kleinen Stimmungstief, als ich mich ins Auge des Sturms begab: den schicken Bungalow von Kiras Eltern. Mein kleines Tief war allerdings ein Scherz im Vergleich zu den Abgründen, die ich dort zwischen teurer Keramik und echten Ölgemälden vorfand.
Kira war in Hochstimmung, obwohl sie mich mit Handschlag und schüchternem "Hallo." begrüßen musste, anstatt mir einen Zungenkuss zu geben und mich sofort ins Badezimmer zu entführen, denn das hätte wohl einige kritische Fragen aufgeworfen. Zwischen ihren Eltern zu stehen und Sahne zu schlagen, Nudelsalat umzurühren und Pappteller anzudecken war halbwegs erträglich, solange eisiges Schweigen herrschte. Wann immer sie begannen, sich über meinen Kopf hinweg anzugiften, sah ich lieber mal schnell nach dem Grill, der im nasskalten Novemberwetter auf der Veranda vor sich hin qualmte, aber es half nichts, wenn die "alles deine Schuld"s und "ich kann dich nicht mehr sehen"s hin und her flogen, musste ich doch in die dicke Luft der Küche zurück, das war das mindeste, was ich für Kira tun konnte, die mit den Schultern zuckte und den Kopf einzog. Dann kamen die Gäste. Zwölf Jungs, dreizehn Mädchen, zwischen elf und zwölf, und dazu noch Kira und Hannes, die den Rest um einen Kopf überragten, sprangen kichernd durcheinander und suchten ein Plätzchen zum umziehen, bevor sie in Schlafanzügen und Nachthemden erwartungsvoll an der großen Tafel Platz nahmen.
Das Essen verlief ereignislos, alle kicherten durcheinander und bekleckerten sich, Kiras Vater sah dem Treiben zu und spielte den stolzen Vater des bezaubernden Geburtstagskindes, ihre Mutter stand verzweifelt in der Küche und klagte mir ihr leid.
"Alles seine Schuld, alles seine Schuld, ich würde ihn am liebsten verlassen, im Bett läuft ja auch schon lange nichts mehr, dafür hat er ja seine Sekretärin, die ist jung und hat sooooolche Titten, es ist ja nur wegen Kira, wenn sich jetzt auch noch ihre Eltern trennen, das können wir ihr doch nicht antun, aber dieses Schwein, sehen Sie sich das an, wie er jetzt einen auf Papa macht, Kira wäre fast gestorben, und er hat gar nichts gemerkt, oder vielleicht ist doch er das Schwein, der ihr das alles angetan hat...." und so weiter und so weiter, ich ließ sie erstmal reden. Dann erwähnte ich vorsichtig das Wort "Pflegefamilie" im Zusammenhang mit "vorübergehend", und sie wurde hellhörig. Wir hätten ja noch nicht die Zulassung vom Amt, meine Frau und ich, aber ich würde jetzt spontan zusagen, Kira jederzeit aufzunehmen, zumal sie ja auch mit Lena befreundet sei, ohne Zulassung wäre das ja sogar kostengünstiger, und dann könnten sie und ihr Mann erstmal die Beziehungsprobleme in Ruhe lösen auf die eine oder die andere Art, ohne dass das Kira zusätzlich belastet, sie könne sich das ja mal überlegen.
Im Wohnzimmer an dem langen Tisch begann sich inzwischen Lena wohl zu langweilen, und bestimmt warf ihr Kira hilfesuchende Blicke zu: da saßen all die süßen Kinderchen in ihrer leichten Bekleidung, die dünne Beine und knospende Tittchen spärlich bedeckte, und schlimm genug, dass weder ich noch Olli noch Artur noch sonstwer ein Auge darauf hatten, nur Kiras Vater, der ständig Witze riss, über die nichtmal Achtjährige gelacht hätten, dafür aber er selber. Die Kinder selber machten auch nichts los, zwei, drei Jungs unterhielten sich über die Beine des Mädchens gegenüber, das ihnen dafür giftige Blicke zuwarf und sich insgeheim geschmeichelt fühlte, aber es folgte kein Fußpetting und kein "wetten, dass du dich nicht traust..." und gar nichts. Lena wandte sich an Hannes.
"Hab gehört, du wirst Vater. Voll cool" sagte sie laut und überschwenglich.
"Psst. Bist du irre? Soll das hier jeder hören?" regte Hannes sich auf, aber vergeblich: Plötzlich waren alle wie elektrisiert: Die beiden da, Kiras beste Freunde, waren nur zwei Jahre älter und fickten nicht nur wie die Kaninchen, sondern zeugten dabei auch noch Kinder. Von der Küche aus beobachtete ich, wie Lena und Kira zufrieden grinsten. Kiras Vater kam rein.
"Hast du das gehört, worüber die reden?" empörte er sich, aber seine Frau wehrte seinen ausgestreckten Arm ab und sagte, "ich hab was mit dir zu besprechen, am besten jetzt gleich." Sie zogen sich irgendwohin zurück, dankbar, dass ich die Stellung hielt.
Im Wohnzimmer kam jetzt ein munteres Spiel in Gang. Die Jungs bewarben sich darum, ihre Pimmel zeigen zu dürfen, die Mädchen zierten sich, im Gegenzug ihre Titten zu zeigen, und dann brachte Kira ein bisschen Ordnung ins Chaos und schlug vor, das Mädchen mit dem schönsten Unterhöschen zu wählen und den Jungen mit dem schönsten Pimmel, und die beiden durften sich dann vor aller Augen einen Zungenkuss geben. Längst hatte ich einen Steifen, als Lena in die Küche kam in ihrem aufreizend kurzen Nachthemd, mit den Augen rollte und sagte: "Wetten, dass hier heute kein Tropfen Sperma fließt?"
"Abwarten" empfahl ich. "Es passieren viel wichtigere Dinge. Was hältst du davon, wenn Kira bei uns einzieht? Ich meine, bei mir und meiner Frau, erzähl bloß nicht, dass es die gar nicht gibt, wir sind eine Pflegefamilie. Ihre Eltern besprechen das gerade."
Sie musste kurz überlegen, was ich da gerade gesagt hatte, dann gab sie mir einen innigen Kuss, bevor sie ins Wohnzimmer zurückhuschte, um ihr Höschen zu zeigen. Natürlich gewann sie und durfte einen wirklich hübschen Jungen mit blonden Locken und strahlend blauen Augen abknutschen, was sie in einer Weise tat, dass dem Ärmsten Hören und Sehen verging. Seiner war aber wohl nicht der einzige Ständer, der danach unübersehbar in die Höhe ragte, und dann ging es los mit "Hey, Annika, ich hab dich gewählt, knutscht du dafür mit mir?" und "Jetzt würd ich gerne nochmal deinen Pimmel sehen, hat sich irgendwie verändert" und "Aber nur, wenn du mir dein Höschen schenkst." Kira, die eine Weile mit Hannes geknutscht hatte, wirkte recht angetan vom Verlauf ihrer Party. Ganz zufrieden war sie noch nicht. Gerade als Lena den blonden Jüngling mit dem Lockenkopf ausreichend abgecheckt hatte, mich heranwinkte und dann mit uns beiden an der Hand Richtung Kiras Zimmer loszog, stellte Kira sich auf den Tisch und verkündete: "Wenn ihr euch alle auszieht, piss ich vor euch auf den Tisch!"
Robbi war zuerst mehr als angespannt, nackt vor einem alten Sack und einer vierzehnjährigen Schlampe, aber je länger Lena seinen Schwanz streichelte, desto entspannter wurde er. Mit großen Augen sah er zu, wie ich sie fickte, und dann wollte er es unbedingt auch mal versuchen, und sie führte ihn geschickt an sein Ziel, flüsterte ihm ins Ohr, wie er sich in ihr bewegen sollte und wie gut ihr das tat, und als er dann selig in ihr kam, wichste ich ihm volles Rohr ins Gesicht und sagte, das sei seine Taufe, willkommen im Club.
"Wusste gar nicht, dass du auf kleine Jungs stehst" sagte ich zu Lena, als er von dannen schlich.
"Tu ich ja gar nicht, aber was soll man denn machen auf so einem Kinderhops? Und Robbi ist doch wirklich ein ganz süßer, oder nicht? Komm, wir suchen dir noch ein niedliches Mädchen aus" schlug sie vor. Die Flachbrüstige mit den kinnlangen, dunklen Haaren und der Stupsnase hatte es mir tatsächlich angetan, aber daraus wurde nichts, denn als wir ins Wohnzimmer zurückkamen, taktisch clever mit Staubsauger und Putzeimer bewaffnet, waren dort alle Kinder splitterfasernackt, zwei Jungs pinkelten gerade im hohen Bogen auf den Tisch und ein dort liegendes, pummeliges Mädchen, und Kiras Eltern schlugen die Hände über dem Kopf zusammen und brüllten verzweifelt.
"Sofort alle anziehen!" ordneten sie an, zum Glück war eh die Zeit gekommen, zu der die Kinder abgeholt werden sollten, und dann bekam Kira von ihrem Vater eine schallende Ohrfeige, und der Plan mit der Pflegefamilie war beschlossene Sache. So sehr sollten die Eltern mit ihrem erbärmlichen Rosenkrieg beschäftigt sein, dass sie nicht einmal verlangten, Kiras Pflegemutter kennenzulernen oder unsere Wohnung zu sehen oder irgendeine Bescheinigung vom Jugendamt zu erhalten. Montag Nachmittag zog Kira bei uns ein.
Wir kümmerten uns rührend um sie, im vollen Bewusstsein, dass sie ein heißes Eisen war. Ich sorgte dafür, dass weder ihre noch Lenas schulische Leistungen in irgendeiner Weise auffielen. Reihum kümmerten wir uns um gesunde Ernährung. Was den Sex betraf: als erstes konnten Lena und ich traurig unseren Plan endgültig fallen lassen, all ihre Geburtstagsgäste mal wieder zu besuchen. Das hatten wir uns vorgenommen, bevor uns Kiras Kollaps dazwischenkam, um unseren alten Zirkel nicht ganz auseinanderbrechen zu lassen und um ein bisschen fröhlichen Partnerwechsel zu genießen, aber jetzt war es zu spät: Kira wollte Pitt nicht sehen, sie konnte nicht sagen, warum, aber wir akzeptierten es. Carola, Artur, Lynn und Hannes hatten andere Sorgen. Olli und Jola waren spurlos verschwunden. Blieben Hans und Bea, aber Lena verkündete: "Hans ist mir nicht geheuer. Mit dem ficke ich nicht", Bea fand am Telefon eine Ausrede nach der anderen, warum sie uns nicht treffen konnte, und schweren Herzens gaben wir schließlich auf und baten sie, uns jederzeit zu besuchen oder anzurufen, wenn sie wollte.
Als zweites, jetzt, da wir zu dritt waren, versuchten wir Regeln aufzustellen, um zu verhindern, dass Kiras unheilvolle Sexsucht wieder ausbrach, ohne dass wir unsere Wohnung gleich in ein Kloster verwandeln mussten. Auf "keine Kacke" konnten wir uns schnell einigen, aber jede weitere Diskussion artete schnell in völligem Blödsinn aus und endete in einem kleinen Exzess. Als es zum Beispiel hieß, wer als erstes meinen Schwanz berührt, wird als erste gefickt, bekämpften sich die beiden bis aufs Blut, prügelten sich, kratzten sich die Haut auf, würgten einander, Kira hielt mit unbezwingbaren Kampfgeist gegen Lenas überlegene Kraft, und statt mit ihnen zu schlafen musste ich sie verarzten. Der Versuch, die Anzahl der täglichen Orgasmen zu beschränken, stritten wir um Zahlen zwischen drei und zehn, ich beharrte auf acht, und dann leckten und fingerten sich die beiden, besorgten es sich mit dem Vibrator, kamen acht mal, und dann grinsten sie mich an und sagten "Pech für dich, wir sind am Limit", woraufhin ich natürlich jede von vorne und von hinten nahm, hemmungslos wie in alten Tagen, und da waren wir bei zehn und multiplizierten das mit zwei, falls doch eines Tages Pitt oder sonstwer mal wieder zu uns stoßen würde.
"Nicht mehr als zwanzig Orgasmen am Tag", das war lächerlich, und wir verwarfen die ganze Sache.
Und dann klingelte es, Bea stand vor der Tür und starrte aus verheulten Augen schüchtern auf ihre Füße. Lena rannte, kaum hatte sie gesehen, wer da zu Besuch kam, in vollem Tempo auf sie zu und sprang ihr in die Arme. Die Wiedersehensfreude war ergreifend, aber es wurde noch besser.
"Kann ich bei euch wohnen?" fragte Bea plötzlich.
Wir sahen sie erstaunt an. "Was ist los?" fragte ich streng und einigermaßen erstaunt.
"Papa ist verrückt geworden. Hat er selbst gesagt, und er hat sich selbst in eine Klinik eingewiesen. "
"In die Klapse?" fragte Lena.
"In die geschlossene Psychiatrie" korrigierte Bea. "Keiner weiß, wie lange er da bleibt. Er sagt, er war schon ein paarmal kurz davor, ein Mädchen auf der Straße anzufassen. Hat immer noch rechtzeitig gemerkt, dass das ja keine von uns ist und er das nicht einfach so machen kann, aber er meint, er kann für nichts garantieren. Dann hat er auch noch angefangen zu trinken."
"Scheiße. Oh Mann. Aber das ist ja ganz schön...."
"...verantwortungsvoll?"
"Genau, verantwortungsvoll, von deinem Daddy."
"Naja. Jedenfalls ist er nun weg. Und er hat gesagt, ich soll versuchen, solange bei euch unterzukommen."
Wir rückten also zusammen. Meine Zweieinhalbzimmerwohnung war Luxus für mich alleine und völlig ausreichend für Lena und mich, aber jetzt hausten wir hier zu viert. Das Bett wanderte auf den Dachboden, wie schliefen auf einem Matratzenlager, und ansonsten war das vorherrschende Gefühl: wir sind füreinander da. Keines der Mädchen beklagte sich auch nur ein einziges Mal, es sei ihr zu eng, oder verlangte ihre Ruhe. Ich spielte meine Rollen, Vater, Mutter, Geliebter und Ernährer von drei, mit Stolz und großer Freude. Wir verbrachten wundervolle Abende zusammen am Küchentisch, ein ungekanntes Gemeinschaftsgefühl, nicht Liebe und Lust, sondern wahre Freundschaft. Die Mädchen machten Hausaufgaben, ich strickte ihnen Wintersocken und nähte Knöpfe an, bevor wir ein Kartenspiel auspackten. Strumpfhosen waren groß in Mode, draußen trugen die drei Röcke darüber und dicke Strickpullover dazu, in der Wohnung hatten sie höchstens noch ein Unterhemd an oder brüteten gleich oben ohne über Rechenaufgaben und Vokabeln. Aber trotz ihrer versammelten Schönheit und ihrer geballten Verführungskraft war Sex ein untergeordnetes Thema. Kiras Zusammenbruch, die Krise von Beas Papa, die ungewollten Schwangerschaften bei Lenas Eltern, das sang- und klanglose Ende unseres Freundeskreises, vielleicht auch Lenas und meine Erkenntnis, dass wir schon viel zu weit gegangen waren und keine Steigerung mehr für möglich hielten - all das sorgte dafür, dass wir zwar nicht gerade ein Kloster aus unserem Zuhause machten, erotische Spannung lag ständig in der Luft, kein Wunder bei drei Mädchen mit nichts an als Strumpfhosen. Aber wir genossen diese Spannung, und das war wochenlang alles. Es lag auch eine tiefe Traurigkeit in der Luft, wie ein tief sitzender Schock, die uns davon abhielt, zu tun, was wir bisher fast ausschließlich getan hatten.
Wie gesagt, es war auf eine Art schön, so zu leben, aber gleichzeitig auch traurig. Die dunkle, kalte Jahreszeit trug dazu bei, und Weihnachten stand vor der Tür. Wir brauchten neuen Schwung, wir brauchten Abwechslung, wir brauchten etwas, das uns aus unserer Lethargie riss. Mit anderen Worten: wir brauchten einen Urlaub. Kaum waren wir zu dieser Erkenntnis gelangt, da klingelte es auch schon an der Tür, und als ich öffnete, war da niemand, nur ein Briefumschlag, den ich verwundert in die Küche trug.
"Mach schon auf" drängelten die Mädchen. Zum Vorschein kam zunächst eine stattliche Menge verführerisch duftender Rosenblätter, und dann ein Brief, in kindlicher Schönschrift verfasst. Ich las vor.
"Meine lieben Freundinnen und Freunde! Es ist mir ein dringendes Bedürfnis, gleichsam eine Herzensangelegenheit, auf meine alten Tage, meine vielleicht letzten, noch ein wenig Zeit mit Euch zu verbringen. Ich erlaube mir deswegen, Euch in den Weihnachtsferien auf meine Hazienda auf Teneriffa einzuladen. Die kanarische Sonne und Wärme wir euch guttun, und ich kann versprechen, dass Euch aufregende, unvergessliche Abenteuer erwarten. Um es Euch zu erschweren, meine Einladung abzulehnen, lege ich die Flugtickets gleich bei. Euer Teodorus Androfilikus."
Die Rosenblätter lieferten uns einen Hinweis, welche kleine Fee diese Wendung des Schicksals eingefädelt hatte, und Beas entrücktes Lächeln, das mich seit Tagen irritierte und das sie auch jetzt wieder aufgesetzt hatte, ließ vermuten, wer als erste die Initiative ergriffen und um Hilfe gebeten hatte.
"Wer ist denn dieser Teodingsda Fidibus?" wollte Kira natürlich wissen. Lena und Bea lächelten versonnen. "Sowas ähnliches wie der Liebe Gott. Für uns jedenfalls" sprach ich in Rätseln. "Ein wunderbarer Mensch, du solltest ihn kennenlernen."
"Und - fliegen wir?"
"Wer ist dafür?" Vier Arme schnellten nach oben, vierstimmig schallte "iiiiich!!!" durch die Wohnung, also war das beschlossen.
Drei Tage und keine fünf Flugstunden später landeten wir in Teneriffa. Ein neues Abenteuer begann...
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